Il Mon, 19 Jul 2004 14:33:35 GMT, "Viperozza"
Post by ViperozzaDa quanto ho capito, è morto il 13 luglio. Non c'è che dire: riservato ed
impenetrabile fino all'ultimo...
Vip.
Da quel poco che posso capire di tedesco, nell'articolo che c'è sul
link indicato da Riccardo, mi pare che la morte sia avvenuta oggi.
Comunque in assenza del Doge, può farci un rapido sunto donna Dodò,
che il tedesco lo conosce e lo parla bene. Forse la RAI neppure lo
ricorderà. D'altra parte non era Gaber e non si può pretendere tanto.
Comunque mi dispiace immensamente per il Maestro che pensavo più
giovane invero. Siamo a terra, o quasi, come direttori. Ci resta
Abbado che però è malandatuccio anche lui, Muti, che comunque è un
grande e George Pretre. Chi altro vi viene in mente , specialmente
dopo la strocatura che l'isterico Isotta ha fatto di Harding. E non mi
parlate di Rattle, perchè non mi convince.
Kleiber era sicuramente il più grande di tutti. Lo penserò ascoltando
stasera il suo Otello della Scala.
Seneca
19.07.2004 14:44 Uhr
Der Dirigent Carlos Kleiber ist tot
Ein Vulkan am Opernpult
Schon seit Jahrzehnten hat die Musikwelt Carlos Kleiber, der seit dem
Tode von Leonard Bernstein als größter, aufregendster Dirigent der
Welt galt, zu vermissen gelernt. Man „riss“ sich um ihn, versuchte ihn
mit beispiellosen Angeboten, (beliebig viele Proben, beliebig viel
Geld) doch zum Musizieren zu bringen. Scheiterte fast immer.
Allmählich kam es so weit, dass er nur noch einmal im Jahr zu
dirigieren schien. Herbert von Karajan, der ihn für ein Genie hielt,
bemerkte einst maliziös, es sei doch bedauerlich, dass diesem Künstler
die Musik so wenig Spaß mache.
Der dirigiere nur, wenn die Tiefkühltruhe nachgefüllt werden müsse.
Alles das ist auf den ersten Blick – und leider auch auf den zweiten
noch – nahezu unerklärlich. Denn von jenen Qualen,
Kabalen,Zerwürfnissen,Nötigungen und Strittigkeiten, die sich um
Carlos Kleibers Karriere teils beklemmend, teils amüsant ranken, war
schlechthin nichts zu spüren, wenn dieser wunderbare Musiker
dirigierte! Kritiker erfanden dann Neologismen des Lobes, selige
Übertreibungen. Als seine Schallplatten-Einspielung von Beethovens
„Fünfter“ auf den Markt gekommen war, hieß es im amerikanischen
Magazin Time, es klinge, wie wenn Homer zurückgekehrt sei, um seine
Ilias vorzutragen. Hatte er in München den „Rosenkavalier“ oder die
„Fledermaus“ geleitet, dann fühlten sich die Rezensenten „wie im
Paradies“. Und eine seither sehr bekannt gewordene Kritikerin befand
nach seiner Darbietung der Brahmsschen e-Moll-Symphonie, es sei derart
vollendet gewesen, dass ihr nun platterdings alle Worte fehlen...
So vibrierte Carlos Kleibers Kunst von beschwingter Freiheit und
unfasslich gesteigerter Passion, was ihn im „Tristan“ mehr als einmal
nicht nur an den Rand eines physischen Zusammenbruchs führte. Zudem
entdeckte er immer wieder, gerade bei großer Klassik, jenen Ausgleich,
jene Versöhnung zwischen dem Anspruch des Einzelnen, dem
Individuellen, Blühenden, und der riesigen Forderung des Ganzen, des
geordneten Organischen – wie wir ihn in der Politik leider nie erleben
dürfen. Und in großer Symphonik freilich auch nur dann, wenn Meister
wie Carlos Kleiber, Wilhelm Furtwängler oder des Dirigenten Vater,
Erich Kleiber, den Taktstock führen.
Was aber war denn nun wohl der Grund für alle die „Schwierigkeiten“,
mit denen Kleiber seine Umwelt in zunehmendem Maße verwirrte? Der
sagte Klavierkonzert-Aufnahmen ab, weil ihm plötzlich des Solisten
arrogantes Gesicht nicht mehr gefiel. Der verlangte unmittelbar vor
einer weltweit ausgestrahlten, überall erwarteten Premiere eine
Verdoppelung seines Honorars. Der scheute vor den
Selbstverständlichkeiten des Betriebs zurück. Natürlich begreift man,
dass ein Künstler seiner Qualität, seiner Dimension, sich nicht den
Markt-Mechanismen unterwerfen und von ihnen korrumpiert werden will.
Doch hinter Kleibers Trotz steckte noch etwas ganz anderes. Er konnte
nämlich, wenn er nur wollte, ausgesprochen witzig-charmant sein. Er
hat sogar einmal eine entzückende, nicht unzutreffende Polemik gegen
Celibidache als Brief Toscaninis aus dem Himmel an eben jenen
Celibidache verfasst, der allerdings nicht in den Himmel käme, sondern
dahin, wo besser gekocht werde...
Als Karajan in Salzburg für seine Ring-Version den „Siegfried“ probte,
saß Kleiber, längst selber ein berühmter Künstler, 14 Tage dabei, um
zu lernen. Dass er selber so enorme Schwierigkeiten hatte, vor ein
Orchester zu treten, anzufangen, hing gewiss auf der einen Seite
zusammen mit dem Vorbild des allzu strengen Über-Vaters Erich Kleiber,
der seinem genialen Sohn wahrlich hätte mehr Mut machen sollen, statt
ihn zu verunsichern. Freilich sträubt man sich ein wenig zu glauben,
ein genial begabter Mensch käme nie über die vielleicht allzu strengen
Attitüden jenes Vaters hinweg, dessen berühmte Repertoire-Stücke, wie
der von Erich Kleiber uraufgeführte „Wozzeck“, beklemmenderweise auch
zu des Sohnes Favoriten gehörten. Wirkte des Vaters Schatten derart
verstörend? Oder beseelte den Sohn nicht vielmehr doch, was man salopp
„Angst vor der eigenen Courage“ nennt. Nämlich: Angst vor dem eigenen
Genie. Sawallisch hat berichtet, wie er den angstvoll zögernden Carlos
Kleiber geradezu derb auf die Bühne und zum Dirigentenpult stieß. Dann
war alles gut.
Carlos Kleiber war am 3. Juli 1930 in Berlin geboren worden und
während der 30er Jahre mit seinem Vater nach Argentinien emigriert. Er
begann seine Dirigenten-Laufbahn in La Plata. Nach Volontariat und
kurzen Kapellmeister-Intermezzi am Münchner Gärtnerplatz-Theater und
sodann in Potsdam, war des 36-jährigen Carlos Kleiber erste – und
letzte – wirklich wichtige Position die Württembergische Staatsoper in
Stuttgart. Dort begann sein Weltruhm.
„Wozzeck“, „Elektra“, „Rosenkavalier“, „Carmen“, „Freischütz“ und
„Otello“ bot er in Stuttgart mit jener Inständigkeit, jener Freiheit
für’s Zarte und instinktiven Kraft für die Großform, die bald niemand
mehr künstlerisch zu übertreffen vermochte.
1974 gelang es dann auch den Bayreuther Festspielen, Carlos Kleiber
zum ersten und einzigen Mal an sich zu binden. Und zwar gleich für
„Tristan und Isolde“, mit der überwältigend musikalisch, trotz allen
Furors mädchenhaft naiv und gleichwohl niemals neutral zurückhaltend
singenden Isolde der Catarina Ligendza. Gewiss galt Kleiber bereits
damals, etwa für seinen noblen Freund Claudio Abbado, als erster
„Tristan“-Dirigent der Welt. Trotzdem dachten so manche erfahrene
Bayreuth-Skeptiker, es würde sich angesichts der heiklen Bayreuther
Akustik schon herausstellen, dass auch der hochgelobte Carlos Kleiber
nur mit Wasser koche. Aber dann zeigte sich: Er kochte mit Feuer.
Dinge, die mittlerweile im gegenwärtigen Opernbetrieb immer mehr
vernachlässigt, verschlampt werden, nämlich: die sprechende
Artikulation auch vermeintlich nebensächlicher musikalischer Phrasen,
die poetische Funktion von Pausen, zudem die rätselhafte
Tristan-Mixtur aus fast italienischer Kantilenenhaftigkeit und fast
atonaler Chromatik – all dem war der 44-jährige Carlos Kleiber
unvergesslich gewachsen.
Wir Münchner hatten mit Carlos Kleiber relatives Glück. Er ließ sich
doch immer wieder überreden, den „Rosenkavalier“ zu machen, die Johann
Straußsche „Fledermaus“ zum Schweben zu bringen, Verdis „Otello“ zu
beseelen und notfalls auch bei einer so heiklen Ensemble-Oper
einzuspringen, wie es Puccinis „Bohème“ ist. (Übrigens, die von den
Snobs belächelten Repertoire-Stücke „Bohème“ oder „Fledermaus“ sind
keineswegs simpel.)
Da Carlos Kleiber mit zwanghafter Besessenheit – wenn überhaupt – fast
immer die gleichen Werke dirigierte, fehlt seinem Repertoire leider
sehr, sehr viel. Er kannte alle Mahler-Symphonien Ton für Ton – und
dirigierte keine. Er war dem Geheimnis von Beethovens symphonischem
Ausdruck mehr auf der Spur als alle anderen Sterblichen. Und hat doch
nie die „Neunte“ oder eine verbindliche Interpretation der „Eroica“
geboten. Wer ihn nur ein wenig aus der Nähe kannte, fühlte sehr wohl,
wie heftig ihn solche Lücken schmerzten.
Umso begieriger erlebten wir mit, wie in noch nicht weit
zurückliegender Zeit Carlos Kleiber in ewige Sicherheit zu bringen
schien, was Beethovens „Coriolan“-Ouvertüre und Brahms’ vierte
Symphonie bedeuten. Diese Werke dirigierte er mehrfach: zunächst in
Berlin zum Abschiedskonzert des Bundespräsidenten Richard von
Weizsäcker. Aber auch in Ingolstadt, wo der Vielumworbene mit einem
luxuriösen Audi geködert worden war. Und vielleicht am
faszinierendsten, als er zu einem runden Geburtstag von Leo Kirch die
Gratulanten und den Jubilar mit etwas beschenkte, was allein schon die
Existenz des Medien-Großmoguls in versöhnlicherem Licht dastehen ließ:
nämlich, vom Bayrischen Staatsorchester gespielt, mit Beethovens
„Coriolan“-Ouvertüre und dem düsteren Brahms.
Auch wenn der immer unsteter und seltener dirigierende Carlos Kleiber
unserer Welt schon lange abhanden gekommen schien, jetzt, da sein Tod
das Ende zur eiserner Gewissheit macht, spürt man erschrocken die
bizarre Beziehung, wie sie zwischen dämonischer Begabung und
dämonischem Nichtfunktionieren-Wollen zu bestehen scheint. Ob
Benedetti Michelangeli, Glenn Gould, Friedrich Gulda, oder eben Carlos
Kleiber: Sie alle konnten und wollten nicht, sie vermochten nicht
„mitzumachen“. Provozierten nolens-volens Skandale, Enttäuschungen,
wunderliches Archiv-Material. Scheußliche Vorstellung, dass auch alle
diese Dinge gespeichert wurden und werden. Umso inständiger und
leidenschaftlicher sollten darum diejenigen, die das Glück hatten, von
der Kunst derart genialer Nicht-Funktionierer berührt zu werden,
bezeugen, wie hilfreich, tröstlich und maßstabsetzend Carlos Kleibers
Lebensleistung war. Wir sind Zeugen seines Ruhms gewesen, seiner
beängstigenden Besonderheit, vor allem aber seiner lodernden Kunst.
Seit dem vergangenen Samstag liegt Carlos Kleiber in der
ost-slowenischen Kleinstadt Konjsica begraben. Sein Andenken sei
gesegnet.
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" Sol Omnibus Lucet "
Petronio
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